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Redesign to Return: Clara Ott über die Neugestaltung von Arbeitsplätzen

Mehrwert Büro

Clara Ott - ArchDaily
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IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
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Im Rahmen des IBA Thementags Vom Arbeitgeber zum Gastgeber?“ sprach Clara Ott, Architektin und Projektmanagerin bei der weltweit größten Architekturplattform ArchDaily, am 1. März 2023 über den Arbeitsplatz der Zukunft und die Frage, wie Büros gestaltet werden müssen, um für Nutzer wieder attraktiv zu werden.

Die Neugestaltung von Arbeitsplätzen stellt Unternehmen, Designer und Architekten vor große Fragen: Was braucht das Büro, um künftig wieder attraktiv zu werden und wie können Architektur und Einrichtung dazu beitragen, neue Arbeitsformen besser umzusetzen? Doch fangen wir vorn an. Denn die Gestaltung von Büros und die Ansprüche, die an Räume gestellt werden, haben sich radikal verändert.

Zeitreise durch Büro-Typologien

Um die jetzigen Anforderungen besser verstehen zu können, ist es wichtig, die Geschichte und Entwicklung der Büro-Typologien zu kennen. Büroflächen durchliefen in der Vergangenheit unterschiedliche Zyklen und Phasen. Anforderungen wie Geräumigkeit, Privatsphäre und Interaktion haben sich im Laufe der Zeit verändert. Jedes Bürokonzept spiegelt eine bestimmte Haltung wider und zeigt die Bedürfnisse der jeweiligen Zeit auf. In den frühen 1920er Jahren glich der Arbeitsplatz Büro mit seinen langen Schreibtischreihen und Räumen, die auf die maximale Produktivität der Mitarbeiter ausgerichtet waren, mehr einem Fließband. Später kamen Cubicles mit Trennwänden und fest zugewiesenen Schreibtischen auf. In den 2000er-Jahren verschmolzen Arbeit und Freizeit zusehends. Erste Büros verwandelten sich mit Rutschen, Tischtennisplatten und sogar Kinos in spielplatzähnliche Räume und vermittelten so den Mitarbeitern das Gefühl „Ich muss das Büro nicht verlassen, denn alles, was ich brauche, habe ich hier“. Und plötzlich brach die Pandemie aus. Sie zwang uns, unser Zuhause zum Arbeitsplatz zu machen. Zum ersten Mal verwischte die räumliche Grenze zwischen Beruf und Privatleben.

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Radikal veränderte Arbeitsabsichten zwingen zu erneutem Umdenken

Eine Rückkehr in die Büros alter Prägung ist nach der Pandemie ohne ein Umdenken und die Neugestaltung von Flächen nicht mehr sinnvoll. Tatsächlich ist das Büro mit mehr Unsicherheiten konfrontiert als je zuvor, da Faktoren wie hybride Arbeitsformen und eine sich verändernde Arbeitskultur bei der Raumplanung berücksichtigt werden müssen. Eine mögliche Rückkehr ins Büro bedeutet daher vor allem, dass der physische Raum weiter attraktiv sein muss. Denn wenn sich die Vorstellung von Arbeit verändert hat, wie können wir dann an denselben Ort zurückkehren, ohne ihn zu überdenken? Der Arbeitsplatz wird bestehen bleiben, aber möglicherweise in einem anderen Format, das den veränderten Nutzerbedürfnissen besser entspricht. Wie also können neue Bürokonzepte aussehen?

One-size-fits-all funktioniert nicht mehr

Viele Architekturprojekte im Bürobereich geben seit der Pandemie herkömmliche Standards auf. Wir lernen dabei von anderen Branchen, wie beispielsweise dem Gastgewerbe, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Das Bürodesign wird sich daher künftig stärker auf die Nutzererfahrungen und individuellen Bedürfnisse fokussieren. Das Büro wird Arbeitsabsichten besser unterstützen und Räume schaffen, die eine positive, unvergessliche Arbeitserfahrung bieten.

Folgende vier Ansätze empfiehlt Clara Ott bei der Neugestaltung von Büros zu berücksichtigen:

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  • Zusammenarbeit fördern
    Design eines Arbeitsumfelds, das auf Interaktion ausgerichtet ist, und Gestaltung von Arbeitsplätzen als Orte des kollaborativen Arbeitens und Lernens sowie der Innovation. So nutzt zum Beispiel Shopify Berlin das Potenzial des Gebäudes gezielt zur Förderung von Zusammenarbeit. Dafür gibt es spezielle Räume für Brainstormings, neue Ideen und das Erleben der Shopify-Kultur. Gemütliche Sitzbereiche ermöglichen zeitgleiche Interaktionen der Mitarbeiter. In den primären Besprechungsräumen befinden sich sogenannte Farb-Lounges, durch Vorhänge abgetrennte Räume, die eine komfortable Umgebung für Gespräche aller Art bieten.
  • Nutzer unterstützen
    Schaffung von Räumen, deren Qualität Nutzer bei ihren Arbeitsabsichten unterstützt. Werden Mitarbeiter frühzeitig in die Planung einbezogen, kann das das Gefühl von Zusammengehörigkeit sowie die Raumnutzung positiv beeinflussen. In der Züricher Zentrale des Sportschuhherstellers On zum Beispiel haben Mitarbeiter täglich die Wahl zwischen verschiedenen Arbeitsbereichen in den sogenannten Neighbourhoods. Ihnen stehen pro „Stadtviertel“ drei Zonen auf drei Stockwerken zur Verfügung – die Fokus‑, Sozial- oder Kollaborationszone. Überall ist flexibles Arbeiten möglich. Möglich machen das Schiebetüren, Vorhänge und mobile Möbel. Für Erholung abseits des Arbeitspensums sorgt die unternehmenseigene Bibliothek.
  • Technologie nutzen
    Gestaltung intelligenter und gesunder Arbeitsplätze mithilfe von Technologien und Innovationen. Im Random Studio Office Amsterdam sorgt zum Beispiel eine vernetzte technische Infrastruktur im „Tech Theatre“ für die nutzerorientierte Steuerung von Licht, Temperatur, Akustik und interaktiven Kunstinstallationen. Das Unternehmen setzt im Raumdesign auf recycelte Materialien und umweltfreundliche Energiegewinnung und ist ein Beispiel dafür, wie es Raumplanung künftig gelingen kann, Technologie für die Verbesserung von Arbeitsbedingungen zu nutzen.
  • Biophiles Design
    Die Integration biophiler Konzepte in Arbeitsumgebungen ermöglicht es Mitarbeitern, positive emotionale Erfahrungen zu machen. Pflanzen und natürliche Materialien im Büro leisten dabei nicht nur einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, sondern bewirken insbesondere auch eine positivere Wahrnehmung des Arbeitsplatzes. So ist im ArchDaily Headquarter in Santiago de Chile die Architektur durch viele biophile Elemente gekennzeichnet. Die lokale Vegetation wird hervorgehoben. Lichtdurchflutete Räume mit großen Fenstern und Außenbereiche, die zum Arbeiten genutzt werden, verstärken den Bezug zur Natur.

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IBA Forum – Showrooms Hier finden Sie vielfältige Gestaltungsideen, beispielsweise für Meeting-Bereiche.

Die Gestaltung attraktiver Büros ist mehr denn je gefordert. Die Freude an der Nutzung des physischen Raums, ein gastliches Ambiente und die Schaffung unvergesslicher Erlebnisse sollte dabei im Vordergrund stehen. Inspiration und weitere Projektbeispiele finden Sie auf der Architekturplattform DAAily.

DAAily Platforms ist die weltweit größte Online-Community für Design und Architektur und gilt in der Architekturbranche als erste Adresse für News, Trends und innovative Projekte in den Bereichen Architektur, Design und Kunst. Mit den Plattformen Architonic, ArchDaily und Designboom sind drei bekannte Partner für die Architektur- und Design-Community im Premiumsegment an Bord

Den Mitschnitt des Vortrags finden Sie in unserer Mediathek.

Titelbild: ©Clara Ott